Flucht und Asyl als Unterrichtsthema – Tipps

Der Lernfokus „Flucht, Asyl, Migration“ ist in den Lehrplänen nicht vorgeschrieben. Dennoch sehen sich viele Schulen und Lehrer angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Debatten in der Verantwortung, das Thema auch im Unterricht mit den Schülern zu besprechen. Dafür eignen sich beispielsweise die Fächer Geschichte, Sozialkunde, Geographie oder der Deutschunterricht.
Der Lernfokus „Flucht, Asyl, Migration“ ist in den Lehrplänen nicht vorgeschrieben. Dennoch sehen sich viele Schulen und Lehrer angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Debatten in der Verantwortung, das Thema auch im Unterricht mit den Schülern zu besprechen. Dafür eignen sich beispielsweise die Fächer Geschichte, Sozialkunde, Geographie oder der Deutschunterricht.
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Gerade für Lehrer kann es eine große Herausforderung sein, geeignete Wege der Vermittlung zu finden, denn eine Lerneinheit zu diesem Thema sollte nicht nur vorurteilsfrei Wissen vermitteln, sondern die Schüler auch zur eigenen Auseinandersetzung anregen. Auf der Basis der Handreichung „Flucht & Asyl: Ein Thema im Klassenzimmer“ des Sächsischen Flüchtlingsrats und anderer Bildungsseiten geben wir einige Ratschläge, wie das Thema „Flucht, Asyl, Migration“ in der Schulpraxis behandelt werden kann.

Sich Wissen aneignen

Alle Lehrer wissen: Die Basis für jegliche Art der Unterrichtsvorbereitung ist es, sich Informationen anzueignen, um selbst für ein Thema sensibilisiert zu sein und eventuelle Rückfragen beantworten zu können. Auch beim Fokus „Flucht, Asyl, Migration“ ist es entscheidend, dass sich Lehrer im Vorfeld gründlich informieren.

„Wissen bedeutet, ein Thema kompetent vermitteln, sich mit unterschiedlichen Positionen auseinandersetzen und Vorurteilen, die meist auf Unwissenheit beruhen, entgegnen zu können.“ – Handreichung „Flucht & Asyl: Ein Thema im Klassenzimmer“, Sächsischer Flüchtlingsrat e.V.

In der Handreichung „Flucht & Asyl: Ein Thema im Klassenzimmer“ wird Lehrern zusätzlich die Teilnahme an Workshops oder Weiterbildungen empfohlen, bevor sie das Thema mit Eltern und Schülern besprechen.

Da viele Lehrer selbst keine Experten für das Thema sind, kann als ergänzende Maßnahme auch erwägt werden, Multiplikatoren der außerschulischen Bildungsarbeit einzuladen, die das Thema einführen, von ihrer Erfahrung erzählen und eine Diskussion im Klassenzimmer anleiten können; die Arbeit wird später im Unterricht fortgesetzt, mit den Schülern können dann beispielsweise Handlungsmöglichkeiten erarbeitet und gemeinsame Aktionen geplant werden.

Im ersten Teil der Serie „Unterrichtsthema „Flucht, Asyl, Migration“ listen wir Websites und Publikationen auf, die Lehrern dabei helfen sollen, sich auf den Unterricht vorzubereiten. Mehr Informationen gibt es hier.

Unterrichtsziele definieren

Die Ziele der Auseinandersetzung mit den Themen „Flucht, Asyl, Migration“ im Unterricht müssen klar definiert sein. Laut der Handreichung „Flucht & Asyl: Ein Thema im Klassenzimmer“ sollte die Auseinandersetzung folgende drei Schritte umfassen:

Perspektivwechsel erzeugen

Mit „Perspektivwechsel“ ist die Förderung von Verständnis dafür gemeint, welche Gründe Menschen zur Flucht und Migration bewegen. Hier können Hintergründe, Ursachen oder der Fluchtweg aufgezeigt werden, aber auch die Situation, in der sich geflüchtete Menschen in Deutschland oder Europa befinden. Das Unterrichtsziel sollte hier sein, dass die Schüler andere Lebensgeschichten erfahren und lernen, sich in sie hineinzuversetzen. Ihre Fähigkeit, Empathie zu entwickeln, wird gefördert.

Wissen vermitteln

Wissen ermöglicht den Schülern, sich konstruktiv und neugierig mit anderen Menschen und Sachverhalten auseinanderzusetzen. In diesem Schritt werden die durch den Perspektivwechsel gemachten Erfahrungen in einen Kontext gesetzt, vertieft und reflektiert. Ein weiteres Ziel der Wissensvermittlung kann auch sein, Vorurteile abzubauen oder auf die Vorurteile anderer entsprechend reagieren zu können.

Handlungsmöglichkeiten aufzeigen

Nach dieser eher theoretischen Einführung in das Thema, soll ein dritter Schritt die Schüler dazu anregen, aktiv zu werden. Die Schüler sollen lernen, dass sie in einer demokratischen Gesellschaft selbst Einfluss nehmen können und in der Schule und in ihrem persönlichen Alltag handelnd mit Themen umgehen können.

Methoden wählen

Sind die Ziele der Unterrichtseinheiten erst einmal gesetzt, ist es oft leichter, den richtigen Vermittlungsansatz zu wählen. Die Methoden für die drei vorgeschlagenen Schritte sind nicht immer klar voneinander zu trennen. Sie unterscheiden sich jedoch hinsichtlich des Aktivitätsgrads, der von den Schülern gefordert wird.

Perspektivwechsel erzeugen

Für das Unterrichtsziel „Perspektivwechsel erzeugen“ werden in der Handreichung „Flucht & Asyl: Ein Thema im Klassenzimmer“ verschiedene Wege vorgeschlagen, die bei den Schülern Empathie erzeugen können:

Ein Ansatz sind handlungsorientierte Übungen: Indem ein 6m² Wohnfläche auf dem Fußboden abgeklebt wird und nun fiktiv eingerichtet werden soll, setzen die Schüler sich implizit mit der Lebenssituation von Asylsuchenden auseinander. Auch wenn die Schüler darüber reflektieren, aus welchen Gründen sie selbst migrieren oder flüchten würden, führt das oft zu einem Perspektivwechsel.

Eine andere Möglichkeit ist der Einsatz von Literatur, welche die Perspektive von geflüchteten oder migrierten Menschen widerspiegelt. Ebenso anschaulich ist die Arbeit mit Dokumentar-, Spiel- oder Animationsfilmen zum Thema oder der Besuch eines Theaterstückes oder einer Ausstellung mit anschließendem Gespräch darüber.

Am Ende des Artikels haben wir einige Vorschläge für die Arbeit mit Büchern, Filmen, Theaterstücken und Ausstellungen aufgelistet.

Der direkteste Zugang, sich mit der Lebenserfahrung anderer Menschen auseinanderzusetzen, ist freilich eine Gesprächsrunde oder eine andere Begegnungsmöglichkeit mit geflüchteten oder migrierten Menschen. Bei der Moderation eines solchen Gesprächs ist darauf zu achten, dass der eingeladene Gast gleichberechtigt behandelt wird und sich nicht „vorgeführt“ fühlt.

Wissen vermitteln

Der Themenkomplex „Flucht, Migration, Asyl“ ist sehr groß. Daher bietet es sich an, den Fokus zunächst auf bestimmte Fragestellungen zu legen und diese vertiefend zu beleuchten, um das Allgemeine anhand des Speziellen zu erzählen. Auch ein Stationenlernen ist bei dem Thema denkbar. Fragen, die auftauchen können, sind beispielsweise:

  • Was ist ein „Flüchtling“? Was ist der Unterschied zwischen Flucht und Migration?
  • Warum und wovor fliehen Menschen?
  • Wann und warum sind in der Vergangenheit Menschen aus Deutschland geflohen?
  • Welche weltweiten Fluchtbewegungen gibt es und in welchem Verhältnis stehen sie zu den Asylanträgen in Deutschland oder Europa?
  • Wo und wie leben geflüchtete Menschen in Deutschland oder Europa? Wie dürfen sie sich bewegen?
  • Was ist ein „Asylbewerber“?
  • Wie hat sich das Grundrecht auf Asyl entwickelt?
  • Wie wird mit Migrationsbewegungen auf der Ebene der BRD oder EU politisch verfahren?

In diesem Schritt bietet es sich an, mit informationsbasierter Literatur, Publikationen, Reportagen oder Dokumentationen zu arbeiten. Auch ein Workshop mit einem externen Experten, z.B. einem Flüchtlingsrat, ist denkbar. Ein Argumentationstraining befähigt die Schüler dazu, Vorurteilen sachlich und fundiert begegnen zu können.

Handlungsmöglichkeiten aufzeigen

Besonders schön sind Begegnungsprojekte, in denen alle Beteiligten auf Augenhöhe zusammen etwas umsetzen: Das kann z.B. gemeinsames Kochen oder Musizieren mit Geflüchteten sein, Asylsuchende können gebeten werden, eine Unterrichtseinheit zu gestalten (z.B. zu ihrer Herkunftsregion) oder die Schüler können Sprachtandems oder Bildungspartnerschaften übernehmen. Auch thematische Aktionen zum Schulfest oder Projekttag sind denkbar, z.B. eine Spendensammelaktion, ein Filmdreh oder ein Infostand. Aber auch eine Klassenfahrt kann dabei helfen unterschiedliche Kulturen einander näher zu bringen.

Die Projektideen sollten gemeinsam mit den Schülern entwickelt werden, denn nur wenn die Schüler sich in der Aktion wiedererkennen, werden sie bestenfalls motiviert sein, auch über ihren Schulalltag hinaus aktiv zu werden. Mit Hilfe der unten stehenden Materialliste soll ein Anstoß für solche Ideen gegeben werden.

Alle Artikel zum Unterrichtsthema „Flucht, Asyl, Migration“ mit nützlichen Hinweisen, Links und Materialien finden sich hier als Überblick.

Mehr Erfahren

Zur Inspiration für eigene Aktionen haben wir einige Schulprojekte und Wettbewerbe rund um das Thema „Flucht, Asyl, Migration“ zusammengetragen.

Linksammlung

Quellen

Materialien

Unterrichtseinheiten

Literatur / Graphic Novels

  • Abirached, Zeina: „Ich erinnere mich“, Berlin, 2014.
  • Bulling, Paula: „Im Land der Frühaufsteher“, Berlin, 2012.
  • Neyestani, Mana: „Ein iranischer Albtraum“, Zürich, 2013.
  • Oulios, Miltiadis: „Blackbox Abschiebung. Geschichten und Bilder von Leuten, die gerne geblieben wären“, Berlin, 2013.
  • Tietäväinen, Ville: „Unsichtbare Hände“, Berlin, 2014.

Filme / Videos / Dokumentationen / Reportagen

  • Arnold, Loretta; Schneider, Andrea; Friedli, Fabio; Portmann, Mario: „Heimatland“ (Animationsfilm, 7 Min., ab 12 Jahren, auf der DVD „anderswo daheim“)
  • Hänsel, Marion: „Als der Wind den Sand berührte“ (Spielfilm, 92 Min., ab 12 Jahren)
  • Kusturica, Nina: „Little Alien“ (Dokumentarfilm, 94 Min., ohne Altersbeschränkung)
  • Oelkers, Julia; Maibaum, Lars:“Can’t be silent“ (Dokumentarfilm, 85 Min., ohne Altersbeschränkung, mit Unterrichtsmaterial)
  • Rau, Carsten; Wendler, Hauke: „Wadim“ (Dokumentarfilm, 90 Min., ab 12 Jahre)
  • Riahi, Arash T.: „Ein Augenblick Freiheit – For a Moment Freedom“ (Spielfilm, 110 Min., ab 14 Jahren)
  • „Seeking Refuge“ („Zuflucht gesucht“) (Kurzfilme, für Grundschüler, mit kostenlosem Unterrichtsmaterial)
  • Touré, Moussa: „Die Piroge“ (Spielfilm, 87 Min., ab 12 Jahren)
  • sofatutor.com: „Willi und die Entwicklungshilfe – Menschen im Flüchtlingslager“
  • proasyl.de: Verschiedene Videos zum Thema „Flucht“

Ausstellungen / Theater

Begegnungsmöglichkeiten / Workshops

Kontakt zu Asylsuchenden für Begegnungsprojekte erhält man am besten über lokale Vereine. Diese organisieren auch oft Workshops zum Thema „Flucht, Migration, Asyl“. Ansprechpartner finden sich beispielsweise über

Bildnachweis

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