Was Lehrkräfte gegen Corona-Burnout tun können

Lehrer gehören ohnehin zu den vom Burnout besonders gefährdeten Berufsgruppen. Die Corona-Pandemie hat diese Situation noch einmal verschlimmert. Einfache Lösungen gibt es nicht – und die Wunschliste der Lehrkräfte zur Verbesserung der Situation ist lang.
Lehrer gehören ohnehin zu den vom Burnout besonders gefährdeten Berufsgruppen. Die Corona-Pandemie hat diese Situation noch einmal verschlimmert. Einfache Lösungen gibt es nicht – und die Wunschliste der Lehrkräfte zur Verbesserung der Situation ist lang.
Lehrer sitzt niedergeschlagen an seinem Schreibtisch.
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Burnout-Gefährdung steigt während der Pandemie

Seit Monaten wird über Schulöffnungen, Distanz- und Wechselunterricht gestritten. Dabei stehen vor allem die Probleme der Familien im Vordergrund: Eltern, die sich zwischen Homeoffice und Homeschooling aufreiben, Kinder, die unter dem Mangel an sozialen Kontakten und der Isolation leiden. Wie es um die Lehrkräfte bestellt ist, findet dagegen weniger Erwähnung. Dabei ist die Lage dramatisch: Schon im November 2020 stellte die Studie „Lehrergesundheit in der Corona-Pandemie“ bei rund 28 Prozent der befragten Lehrerinnen und Lehrer eine starke Erschöpfung fest, die auf einen Burnout hinweisen könnte.

Befragt wurden 2.300 Lehrkräfte verschiedener Schulformen in Nordrhein-Westfalen, wobei sich die Antworten nach Ansicht der Studienleiter auf andere Bundesländer übertragen lässt. Insgesamt 90 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass der Schulunterricht deutlich anstrengender geworden sei. Neben der Sorge um die eigene Gesundheit und die von Schülern ausgehende Ansteckungsgefahr spielten vor allem der Personalmangel und das Ermahnen der Schüler, die Corona-Schutzregeln einzuhalten, eine große Rolle. Außerdem gaben 80% der Lehrkräfte an, sie fühlten sich durch die Unsicherheit der folgenden Monate stark belastet.

Nicht nur Corona belastet Lehrkräfte

Alles wieder gut, sobald die Schulen zum Regelunterricht zurückkehren? Eher nicht. Wie in anderen Bereichen des Alltagslebens hat die Corona-Pandemie lediglich bestehende Probleme wie unter einem Brennglas sichtbar gemacht. Die Vernachlässigung der Digitalisierung zum Beispiel oder die enorme Bildungsungerechtigkeit in Deutschland.

Schlagzeilen machte zuletzt eine junge Lehrerin aus Gießen, die im Oktober 2020 einen mehrseitigen Hilferuf an die lokale Gießener Allgemeine Zeitung schickte. Darin machte sie auf die katastrophalen Arbeitsbedingungen aufmerksam: Eine zu große Klasse, in der keine Zeit für die individuellen Probleme der Schüler blieb, ein zu kleiner Raum, in dem keine Gruppenarbeiten möglich seien und die miese mediale Ausstattung waren nur einige der Punkte. Sie bemängelte auch den viel zu hohen Lärmpegel in den Klassen und sogar im Lehrerzimmer. Um den Teamgeist der Schüler zu wecken, sich um die bestehenden Probleme innerhalb der Klasse zu kümmern und einen Funken  Urlaub nach dem anstrengenden Halbjahr zu verspüren… Das bieten unsere Klassenfahrten mit einem abwechslungsreichen Programm.

Besonders erschreckend: Schon 2014 stellte ein Gutachten über die Psychischen Belastungen und Burnout beim Bildungspersonal fest, dass ein Drittel der befragten Lehrkräfte zu hohen Belastungen ausgesetzt sei. Sie litten unter chronischem Stress und psychischen Belastungen. Gebessert hat sich in den folgenden Jahren nichts. Im Gegenteil: Die Belastungen nahmen schon vor der Corona-Pandemie weiter zu.

So setzte sich allmählich die Erkenntnis durch, dass die eigentlich wünschenswerte Inklusion auf ganzer Linie gescheitert war. Auf dem Papier mochte es sich gut anhören, allen Kindern ungeachtet ihrer psychischen oder physischen Einschränkungen den Besuch der regulären Schule zu ermöglichen. Tatsächlich scheiterte es jedoch – wie so vieles – an chronischer Unterfinanzierung und damit an fehlenden Fachkräften zur zusätzlichen Betreuung der Schüler. Zugleich sahen sich Lehrer vor allem nach der Flüchtlingskrise 2015 mit dem Problem konfrontiert, noch mehr Kinder mit mangelnden oder ganz fehlenden Deutschkenntnissen betreuen zu müssen. Weiterbildungsangebote, zum Beispiel im Bereich interkulturelle Kompetenzen und sozial-psychologische Unterstützung der Kinder, waren und sind jedoch Mangelware.

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Lehrermangel führt zur Entsolidarisierung

Kaum eine deutsche Schule, bei der keine offenen Stellen aufgrund des Lehrermangels unbesetzt bleiben. Auch hier richtet sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit eher auf die dadurch entstehenden Defizite bei den Schülern, bei denen Woche für Woche Schulunterricht ausfällt. Eine Umfrage des STARK-Verlags widmete sich erstmals den direkten Folgen des Lehrermangels für die Lehrkräfte und brachte ebenfalls erschreckende Fakten zutage: So gaben 77% der Lehrkräfte an, dass der Lehrermangel den Umgang der Kollegen untereinander negativ beeinflusste. 44% und damit fast die Hälfte gaben an, dass der Zusammenhalt untereinander leide und sich Lehrer gegenseitig weniger unterstützten.

Viele berichteten von einem Gefühl der Ohnmacht und Ausweglosigkeit. Da verwunderte es auch nicht, dass 81% der Befragten angaben, unter körperlichen und psychischen Problemen zu leiden, insbesondere an Burnout, Schlafstörungen und Zukunftsängsten.

Ob der Lehrerberuf in Zukunft wieder attraktiver werden könnte, steht in den Sternen. 43% der Befragten gaben an, sie würden ihren Job „auf keinen Fall“ oder „wahrscheinlich nicht“ weiterempfehlen.

Welche Faktoren begünstigen einen Burnout?

Dr. Nadia Sosnowsky-Waschek, Professorin für Gesundheits- und Klinische Psychologie an der SHR Hochschule Heidelberg, nannte in einem Interview mit dem Schulbuchverlag Cornelsen drei Stressoren, die Lehrer besonders betrafen:

Lesetipp

In diesem Ratgeberbeitrag haben wir Tipps für gestresste Lehrkräfte gesammelt.

Vor allem der letzte Punkt bietet Ansatzmöglichkeiten zur Burnout-Prävention. So sind extrem selbstkritische perfektionistische Menschen besonders Burnout-gefährdet. Gerade junge Berufseinsteiger sind zudem übermotiviert und starten mit falschen Vorstellungen in ihren Beruf.

Bildungsexperten fordern darum schon länger eine Reform der Lehrerausbildung. Bettina Hannover, Professorin an der Freien Universität Berlin und Mit-Autorin des oben genannten Gutachtens, empfiehlt beispielsweise häufigere Praktika während des Lehramtsstudiums und eine intensivere Beratung der Studierenden. Sie müssen besser wissen, worauf sie sich einlassen und mehr frühe Berufspraxis sammeln können. Deutsche Studierende stehen in der Regel erst nach dem Ende des Studiums als Referendare vor der Klasse.

Erziehungswissenschaftler Udo Rauin, Direktor des Zentrums für Lehrerbildung an der Uni Frankfurt, ermittelte im Rahmen einer Langzeitstudie die Motivation junger Menschen, sich für den Lehrberuf zu entscheiden. Dabei identifizierte er drei Gruppen:

Wenig verwunderlich: Die Pragmatiker, die zudem das Negativbild der allgemeinen Bevölkerung gegenüber Lehrern bestätigen, fühlten sich zu 60% dem Job nicht gewachsen. Bei den Engagierten waren es dagegen nur 10%. Ein realistischeres Bild des Lehrerberufs, frühe Praxiserfahrung und Ehrlichkeit gegenüber sich selbst bezüglich der Berufswahl könnte also viel dazu beitragen, zukünftige Burnouts zu vermeiden.

Wie können sich Lehrer vor einem Burnout schützen?

Dies hilft natürlich nicht, wenn Sie Ihren Beruf eigentlich lieben, aber dennoch stark unter Stress und übermäßiger Belastung leiden. Die wichtigsten Tipps, die dazu beitragen können, einen Burnout zu verhindern:

Privatleben abgrenzen

Lehrern fällt es besonders schwer, Berufliches und Privates zu trennen, da sie viele Aufgaben im heimischen Arbeitszimmer erledigen (müssen). Darum ist es wichtig, Grenzen zu setzen. Halten Sie bestimmte Arbeitszeiten ein und achten Sie ganz bewusst auf Ihre freie Zeit. Kommt Ihr Partner/Ihre Partnerin um 17.30 Uhr von der eigenen Arbeit nach Hause? Setzen Sie sich 18.00 Uhr als Feierabendtermin, an dem Sie gemeinsam Abendessen und sich anschließend dem Freizeitvergnügen widmen.

Achten Sie auf aktive Freizeitvergnügen. Dies kann, muss aber nicht, Sport sein. Eine Joggingrunde am Abend oder eine Stunde Yoga sind natürlich wunderbar geeignet, um zur Ruhe zu kommen. Doch auch angeregte Gespräche mit guten Freunden oder das Herumtoben mit den eigenen Kindern helfen dabei, Abstand zu gewinnen. Erinnern Sie sich an frühere Freizeitbeschäftigungen oder an Hobbys, die Sie immer mal ausprobieren wollten. Lernen Sie Gitarre spielen oder legen Sie sich eine Modelleisenbahn zu.

Stressfaktoren in der Schule reduzieren

Einer der Hauptauslöser für Burnout ist das Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht gegenüber dem Kultusministerium, der Schulleitung und den Eltern. Tatsächlich können Sie im Alleingang nichts gegen den Lehrermangel unternehmen. Sie können jedoch im Kleinen mehr bewegen, als Sie denken.

Stören Sie sich am viel zu langsamen veralteten WLAN und Computern aus der PC-Steinzeit in der Schule? Sprechen Sie mit Kollegen darüber und stellen Sie Forderungen an die Schulleitung. Idealerweise haben Sie bereits eine fertige Aufstellung der erforderlichen Aufrüstung und einen fähigen Techniker, sodass die Schulleitung dies nur noch abnicken muss. Im Zweifelsfall kann es für Sie alle nervenschonender sein, im Kollegium für vier neue schnelle Laptops im Lehrerzimmer zu sammeln als einen Papierkrieg für öffentliche Zuschüsse zu beginnen.

Schlechte Stimmung im Lehrerzimmer? Suchen Sie die offene Aussprache mit anderen Lehrkräften. Diese leiden vermutlich genauso darunter. Überlegen Sie, was Sie gemeinsam besser machen können. Vielleicht hilft es schon, ein in die Jahre gekommenes muffiges Lehrerzimmer hell und gemütlich umzugestalten und gemeinsam in einen neuen Kaffeevollautomaten zu investieren. Achten Sie dabei auch auf Lärmreduzierung und ungestörte Ecken zum konzentrierten Arbeiten oder für Einzelgespräche.

Die eigene Einstellung auf die Probe stellen

Vermutlich kennen Sie das Gelassenheitsgebet von Reinhold Niebuhr, das in vielen Selbsthilfegruppen gesprochen wird:

"Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."

Machen Sie sich diese Gedanken zu eigen: Es gibt Dinge im Schulbetrieb, die Sie nicht ändern können. Akzeptieren Sie diese. Akzeptieren Sie auch Ihre eigenen Schwächen, denn niemand ist perfekt. Sie können nicht jeden Schüler erreichen und seine familiären Probleme lösen. Konzentrieren Sie sich auf die Erfolgsfälle: Den Schüler, der dank Ihrer Hilfe doch noch die Versetzung geschafft hat oder einen positiv verlaufenen Projekttag oder Schulausflug, für den sich Ihre Schützlinge bei Ihnen bedanken.

Sie sind nicht alleine

Lehrer agieren oft wie Einzelkämpfer und möchten keine Schwächen zugeben. Haben Sie ruhig Mut dazu. Bitten Sie ältere KollegInnen, die Sie respektieren, um Rat oder Unterstützung, wenn Sie nicht weiter wissen. Bringen Sie ein belastendes Thema offen im Lehrerzimmer zur Sprache und Sie werden meist überrascht feststellen, dass viele Lehrkräfte Ihre Gedanken teilen.

Scheuen Sie sich auch nicht, Beratungsangebote jenseits der Schule zu nutzen. Mittlerweile ist das Bewusstsein für das Problem Burnout bei Lehrkräften stark gewachsen. Sie finden in jedem Bundesland entsprechende Präventionsangebote, Coachings, Seminare und mehr. Je früher Sie sich Hilfe suchen, umso größer ist die Chance, dass Sie gestärkt und positiv aus der Krise hervorgehen. Entsprechende Angebote halten die Schulministerien der Bundesländer auf ihren Websites bereit.

In Deutschland ist die Mentalität, dass nur schwache Personen eine Psychotherapie oder anderweitig professionelle, bis heute weit verbreitet. Dabei kann rechtzeitige Hilfe die wichtigste Stütze bei der Prävention von Burnout sein.

Scheuen Sie den direkten Kontakt mit einem Therapeuten, können Sie mit Hilfe des Arbeitsbuchs „AGIL – Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf“ eines Expertenteams um Prof. Dr. phil. Dr. med. Andreas Hillert, Facharzt für psychotherapeutische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie, ermitteln, wie es um Ihre eigene psychische Gesundheit steht. Das Buch hält außerdem viele Tipps zur Selbsthilfe bereit und erklärt wertvolle Stressbewältigungsstrategien.

Ebenfalls lesenswert ist der Ratgeber Burnout-Prävention im Lehrberuf – Die drei Säulen der Lehrergesundheit, den der Psychotherapeut und Lehrer Harald Haider im Lehrerselbstverlag veröffentlicht hat.

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Bildnachweis

  • Niedergeschlagene Lehrkraft am Schreibtisch: Juice Flair / Shutterstock.com
  • Thought Catalog /Unsplash
  • pedrofigueras /pixabay

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